10. Juni 2016
11. Juni 2016

je 20:30



Hartmut Liebsch
DER LETZTE MÜLLER
Ein Stück Archäologie

Stückentwicklung, Spiel und Ausstattung: Hartmut Liebsch
Musikalische Einrichtung: Winni Walgenbach, Archäologische Beratung: H3 und Vittorio Politano
Regie: Gyula Molnar

Ein Mann steht in einer Grube. Eine Grube, ca. zwei Meter
lang 80 cm breit und etwas über einem Meter tief.
Ein Grab?
Kein Grab, eine archäologische Ausgrabung.
Die Ausgrabung ist für den Fachmann sofort als solche erkennbar: Die erste Grabungsebene, genauer, das erste "Planum" ist geputzt. Halb ausgegrabene Scherben, Steine, und Räder sind fein säuberlich aus dem Planum freipräpariert, bereits geborgene Funde sind in verschiedene Schachteln sortiert.

Während der Mann in der Grube vom Ausgraben erzählt, knetet er einen Teig. Er formt  aus dem Teig einen Puppenkopf, den er unverzüglich mit einem Heißluftfön backt.
Er betrachtet den Kopf, beißt ihm die Nase ab, drückt ihm Löcher in die Augenhöhlen, findet ihn nicht recht gelungen.
Er holt zwei ähnliche Köpfe heraus, wundert sich, dass jedes Mal ein Totenkopf entstehe und beginnt unverzüglich mit der frisch gebackenen Puppe den Gerichtsprozess von 1956 um das beschädigte Wasserrad nachzuspielen.

Das zu zeigen wäre müßig, führte dieser Prozess nicht unmittelbar dazu, dass die im Jahr 1263 erstmals urkundlich erwähnte und in ihrer jetzigen Form 1604 erbaute Mühle im Jahr 1962 endgültig aufgehört hat eine Mühle zu sein.

Hartmut Liebsch hat gegraben, gegraben nach allen Regeln archäologischer Kunst. Dinge hat er gefunden und dem Verfall entliehen, in den verborgenen Schichten hat er Geschichten entdeckt, eingeschlossen in Mühlrad, vergilbtem Papier und Rost. Liebsch erzählt die Geschichten, knetet sie, bis sie aufspringen, höchst lebendig und weich wie warmer Teig.

„Der letzte Müller“ wird in der originalen Ausgrabungsstätte in der Kochertürner Mühle gezeigt. Über einen hölzernen Steg betreten die Zuschauer den Ausgrabungsraum, in den ein Zimmertheater für maximal 16 Zuschauer hineinimprovisiert wurde.

Dauer: ca. 60 Minuten